Sonntag, 2. November 2014

HITZE, BESUCHE UND AM HALBZEIT-SCHEIDEWEG...

Hola!
Sonnige Grüße von Fuerteventura!


Wie angekündigt habe ich diesmal gut 2 Monate bis zu einem neuen Blog-Eintrag verstreichen lassen...
Wir hoffen mal, dass ihr uns nicht vergessen habt und nun auch wieder Lust habt neues aus unserem Leben zu sehen und zu lesen...

Wie immer sind einige richtig schöne Fotos dabei und wie immer könnt ihr sie per Anklicken vergrößern!

Und das Lesen lohnt sich glaube ich auch - ein paar recht witzige Notizen aus dem Alltag sind gerade in den späteren längeren Textpassagen dabei...


Fast auf den Tag genau seit 5 Monaten sind wir nun auf Fuerteventura...
5 Monate oder anders gesagt 153 Tage...

153 Tage auf Fuerteventura...
153 Tage mit ausnahmslos täglich mindestens 20 Grad...
152 Tage ohne Regen (und selbst an dem einen Tag war der Spuk für deutsche Verhältnisse gering und vor allem schon nach maximal einer halben Stunde vorbei)...

Das sind doch mal satt überzeugende Zahlen, oder!?!...


Fünf Monate... - das ist jedoch auch ein Beleg dafür, dass die Zeit mal wieder rast!
Schon in Kürze sind wir ein halbes Jahr auf Fuerteventura und damit ist dann auch bald schon die Hälfte unseres Sabbatjahres hier rum.

Zwangsläufig wird es nun langsam Zeit sich mit der langfristigen Zukunftsplanung auseinanderzusetzen.
Was soll über das Sabbatjahr hinaus mit uns passieren!?...
Wo genau soll in Zukunft unser wirklich dauerhafter Lebensmittelpunkt liegen!?...

So gesehen befinden wir uns jetzt langsam aber sicher am Scheideweg...

Einige erste Gedanken dazu folgen später...


SATTE HITZE IM SEPTEMBER

Besuch aus Deutschland hatten wir erst wieder über weite Teile des Oktobers.
Auch dazu gleich erst mehr...

Im September hingegen war niemand zu Besuch bei uns und im Zweifelsfall war das auch gut so!

Eigentlich ist für Fuerteventura ja ganzjährig ein sehr angenehmes Klima mit sehr viel, aber kaum einmal brütender, Sonne und immer präsentem Wind urtypisch.
Nicht umsonst spricht man von der "Insel des ewigen Frühlings"... - nie anhaltend düster und grau oder gar kalt, nur ganz selten Regen und kaum einmal unangenehm heiß.

Tja, soweit die Theorie, soweit die Regel...

Im September durften wir feststellen, dass es von dieser Regel halt auch einmal eine Ausnahme gibt.

Über weite, weite Strecken des Septembers war es hier auf Fuerteventura dann plötzlich eben doch unangenehm heiß.
30 Grad Tagestemperaturen waren mehr oder weniger an der Tagesordnung (und aufmerksame Blog-Leser wissen: aufgrund der Äquatornähe ist die Sonnenintensität hier weit stärker als in Deutschland und entsprechend fühlen sich die Temperaturen schnell auch einmal noch heißer an als das Thermometer anzeigt...).
Normalerweise lässt der Wind die Temperaturen etwas erträglicher werden, aber im September war leider ungewöhnlicher Weise auch der Wind an vielen Tagen fast komplett von der Insel verschwunden.
So kam es vor, dass selbst wir Sonnenanbeter an manchen Tagen im September schon nach kaum mehr als 2 Stunden am Strand freiwillig die Segel strichen und bei uns in der Wohnanlage konnte man wunderbar beobachten wie mehr und mehr die Esstische von der Sonnenterrasse auf die sonst aufgrund viel Schatten und Wind fast völlig ungenutzten Nordterrassen vor der Küche umgeräumt wurden.
Die vielleicht größte Last der September-Hitze waren allerdings zahlreiche Nächte - auch in so mancher Nacht fiel das Thermometer nur ganz knapp unter die 30 Grad-Marke und ihr könnt euch vorstellen, dass ein angenehmes Nachtklima für einen geruhsamen Schlaf dann doch ganz anders aussieht...

Nun, mit dem Ende des Septembers ging dann auch die ganz große Hitze wieder vorbei...

Obwohl... - auch im Oktober war es oft ungewöhnlich windstill und wurden erstaunlich oft die 30 Grad erreicht...
Mitja zum Beispiel sah sich bei seinem Besuch Anfang Oktober im Interesse eines angenehmeren Nachtklimas alsbald dazu veranlasst erst einmal einen großen Ventilator zu kaufen...


Klimabedingter Kleidungsfrust bei mir:

In der ungewöhnlichen September-Hitze war es natürlich ein noch ausgeprägteres Problem...

Aber auch bei den sonst üblichen Temperaturen von etwas über 20 Grad drängt sich leichte Bekleidung natürlich regelrecht auf!

Was Stephie unverändert geradezu glücklich macht; und sie schon dazu veranlasste zu sagen, dass sie eigentlich nie wieder Hosen tragen möchte und die hier angebrachten leichten Sommerkleider angenehm und toll sind; löst bei mir langsam einen Koller aus...

Also, nicht falsch verstehen - ich habe jetzt auch nicht gerade Sehnsucht nach dickem Pulli, Jacke oder gar Mantel!
Meine Jeans jedoch... - die vermisse ich mehr und mehr!
Man, ich finde halt - Männer in kurzen Hosen... - das ist nur bedingt attraktiv auf Dauer und vor allem hat es halt immer so einen billigen Touristen-Touch... 
Mein Style ist es auf Dauer nicht und so freue ich mich auf das Winterhalbjahr, wo man hier zumindest ab und an (bei mal knapp unter 20 Grad...) doch mal wieder eine lange Hose tragen kann als Mann..



Ja ja, ist mal wieder Jammern auf hohem Niveau... - müssen wir angesichts einiger der letzten Kontakte zu euch zugeben...

Was ich meine!?...

Rainer erzählte bei einem Telefonat im September davon, dass er und Ariane angesichts eines Kälteeinbruchs schon die Winter-Klamotten hervor geholt haben...

Simone schrieb mir zu gleicher Zeit im September bei facebook von ihrer massiven Unlust nun morgens beim Gassi gehen wieder frieren zu müssen und von den Schwierigkeiten ihre kleine Tochter vom bereits wieder dringend nötigen Anziehen von Socken im Haus zu überzeugen...

Bettina schrieb nach ihrer Rückkehr von ihrem Besuch Ende Oktober schon am Folgetag: "Wir frieren hier alle! Am Besten kommen wir schon morgen wieder!"...

Und Sina reagierte in dieser Woche auf ein übersandtes Strandfoto mit den klaren Worten: 
"Was soll die Scheiße jetzt!? - Hier ist es gerade saukalt!!!"

Ach, ihr Armen...


DIE BESUCHE IM OKTOBER

An insgesamt 17 der 31 Oktober-Tage hatten wir mal wieder Besuch im Haus...



Besuch von Mitja und Lisa Anfang Oktober:

Anfang Oktober waren zunächst Mitja und Lisa für 10 Tage zu Besuch. 
Nach dem Besuch im Juni nun schon zum zweiten Mal...

Gelohnt hat es sich für die Beiden auch schon nach so kurzer Zeit wieder ganz bestimmt!

Klar - schon wegen des Sommerwetters im Oktober, wegen der Strände und hoffentlich auch ein wenig wegen des Wiedersehens mit uns...
Aber gemeinsam mit uns und einige Tage auch allein (für eine Woche hatten sie sich diesmal ein eigenes Auto gemietet...) haben sie bei diesem zweiten Urlaub auch viele, viele ihnen bis dahin noch unbekannte Ecken der Insel entdeckt und erkundet.

Am Strand war für die Beiden mit Begeisterung vor allem Schnorcheln und Bodyboarden angesagt. 
Letzteres für Mitja mitunter in beeindruckend heftigen Wellen - ich erinnere mich gut daran wie ich mit Lisa im seichten Wasser nahe des Ufers stand, Mitja sich mit dem Bodyboard weiter draußen in satt hohe Wellen stürzte und Lisa bei dem Schauspiel mit dem Kopf schüttelte und davon sprach, dass er nun verrückt geworden sei...

Leichtes Kopfschütteln bei Stephie und mir löste indes seine Surf-Performance aus...
Tja, da zeigte sich wohl vor allem auch der Altersunterschied - ausgestattet mit nur ein paar Tipps und ein ganz klein wenig vormachen von mir, stürzte er sich ohne großen Respekt ins Abenteuer Wellenreiten und schon am ersten Tag erreichte er in etwa die Fähigkeiten, die Stephie und ich nach drei mühevollen Tagen eines richtigen Surf-Kurses unser eigen nennen durften...






Mit drei Fuerteventura-Urlaubstipps abseits des Strandes will ich das Kapitel zu Mitjas und Lisas Besuch im Oktober fortsetzen und beenden...

Die Wallfahrtskirche Ermita de Nuestra Senora de la Pena:

Ein echtes kleines Abenteuer war der (Kletter-)Aufstieg zur kleinen Wallfahrtskapelle auf halber Strecke zwischen dem schönen Örtchen Pajara und dem 90-Einwohner-Küstenort Ajuy an der Westküste...


Man kann die Wallfahrtskirche von Norden her in weniger als 30 Minuten erwandern (was Stephie und ich im Winter gemacht haben) - viel Kletterei ist dabei nicht von Nöten, der Weg bis zur Kapelle ist aber auch recht unspektakulär.
Mit Lisa und Mitja haben wir uns der Kapelle nun von Süden her genähert - und dieser Weg führt durch eine beeindruckende Felsen-Landschaft mit steilen Abhängen, riesigen Felsbrocken und bizarren Steinformationen.








Man kann auch von Süden her einen angelegten Weg wählen, der trotzdem auch etwas über Stock und Stein führt, oder man kann direkt durch die Felsen klettern.
Nun, mit Mitja und Lisa haben wir uns für diesen direkten Weg entschieden... Na ja, sagen wir mal so - ich habe für uns entschieden, was mir zwischenzeitlich ein wenig Jammern und Motzen meiner Mitstreiter einbrachte - angesichts solcher mitunter steilen und etwas rutschigen Wege:



Immerhin - ganz so abenteuerlich steil wie der Weg der Ziegen war unser Weg nicht (die Ziege auf dem zweiten Bild klettert an einer wirklich fast völlig senkrecht abfallenden Wand):




Und unterm Strich hatten alle eben doch Spaß und ernteten schöne Aussichten und bleibende Eindrücke...





Das Mühlen- und Käse-Museum von Antigua:

Mit fast jedem Besuch standen wir bisher vor den verschlossenen Toren des Mühlen-Museums in Antigua...



Verschlossen deshalb, weil es seit mindestens Anfang des Jahres umgebaut wurde...

Inzwischen ist es aber wiedereröffnet und nach unserem gemeinsamen Besuch mit Lisa und Mitja können wir festhalten, dass sich die 2 Euro Eintritt lohnen!
Nun ja, das Museum ist nicht übermäßig spektakulär und allzu lange hält man sich dort auch nicht auf, aber die Anlage ist schön und für Fuerteventura-Verhältnisse erstaunlich grün angelegt.






Neben der Mühle und der Gartenanlage gibt es einen Flügel mit ganz schön gemachten Informationen (für Kinder viel zum raten und ausprobieren) zur Entstehung der Insel, zu ihrer Flora und Fauna und vor allem ein neues Ziegenkäse-Museum.
Auch das Ziegenkäse-Museum ist sehr anschaulich und bietet Möglichkeiten sich auszuprobieren - z.B. an einer typischen Käserei-Theke oder beim simulierten Melken...





Ziegenfarm Finca Pepe bei Betancuria:




Und apropos Käserei... - bereits mit Sandra und ihrer Schwester im August hatten wir nahe des schönen kleinen Städtchens Betancuria im Landesinneren eine vielgelobte Ziegenfarm gefunden und besucht.

Jetzt im Oktober führte uns der Weg gleich zweimal wieder dort hin - sowohl mit Mitja und Lisa als dann auch mit dem zweiten Besuch (mit Bettina (Stephies Schwester), ihren Kindern Jascha, Amelie, Isabel und deren Freund Basti)...

Auf dieser Ziegenfarm kann man den ganzen Betrieb besichtigen.
Man kann durchaus einige Zeit hier verbringen - man kann die Freigehege und Stallungen besichtigen (wer vormittags kommt darf auch bei der Käseherstellung zuschauen) und natürlich Tiere satt sehen und, wer will, streicheln - unzählige Ziegen, aber auch andere Tiere (Pferd, Esel, Dromedare, schwarze Ferkel, diverse Hunde, ein Pfau).  In einem Verkaufsraum schließlich kann man den für die Kanaren typischen Honig-Rum und verschiedene Sorten Ziegenkäse probieren.







Der frisch geschnittene Ziegenkäse schmeckt übrigens kein Stück nach Ziege! 
Wie sagte Mitja früher immer so schön: "Igitt, Ziegenkäse - da kann ich ja gleich an einer Ziege lecken!"... 
Aber selbst er musste zugeben, dass dieser Ziegenkäse fast gar nichts mit Ziegenkäse wie man ihn aus Deutschland kennt oder sich in Deutschland vorstellt, zu tun hat.
Und unglaublich günstig ist das Ganze auch noch - 100 g frischer Ziegenkäse direkt vom vernünftig mit den Tieren umgehenden Erzeuger kostet lediglich 70 Cent!
Jetzt überlegt mal was Käse an der Supermarkt-Theke in Deutschland kostet...
Als Mitbringsel schließlich eignet sich der Ziegenkäse auch, da man ihn vakuumverpackt kaufen kann und er so auch den Rückflug gut zu überstehen vermag...


Besuch von Bettina, Amelie, Jascha, Isabel und Basti:

Auf zwei der letzten drei Bilder eben tauchten sie zum Teil bereits auf... 

- vier Tage nach dem Abflug von Mitja und Lisa kam Stephies Schwester Bettina für eine Woche Urlaub hier an - im Gepäck sozusagen mit Amelie, Jascha und Isabel drei ihrer vier Kinder und anstelle meines Schwagers, der kurzfristig doch nicht mitkommen konnte, zusätzlich Basti, der neue Freund von Isabel...

So eine Besucherschar bei den täglichen Unternehmungen unter einen Hut zu bekommen ist natürlich nicht immer ganz einfach. 
Erst recht wenn die Altersspanne von 10 bis 50 reicht und so unterschiedliche Interessengruppen wie Kind, Jugendlicher, junge Erwachsene und, ja, alte Säcke wie Bettina, Stephie und mich beinhaltet...

Die zehnjährige Amelie war stets früh auf, hatte die meiste Zeit veritablen Respekt vor den Wellen am Meer und wollte deshalb am Liebsten rund um die Uhr am Pool in unserer Anlage bleiben...

Der vierzehnjährige Jascha erschien Tag für Tag schlapp als Letzter zum Frühstück, wollte eher Strand mit Wellen und somit Action und für sein Alter erstaunlicher Weise auch gerne etwas Natur (wie z.B. den Vulkankrater mit den Atlashörnchen) anschauen...

Die Anfang 20jährige Isabel und ihr 30jähriger Freund ließen sich am Liebsten ein fertiges Programm vorsetzen und machten dann aber auch wirklich alles Angebotene gerne mit (zumindest so lange sich das Latschen halbwegs in Grenzen hielt (im Falle von Isabel))...

Und Bettina schließlich war auch absolut genügsam und machte sich erst zum Ende der Woche hin etwas mehr dafür stark Ziele anzusteuern, die nicht mehr ganz so lange Autofahrten mit sich brachten...

So gesehen Kompliment an uns alle Sieben! - Trotz dieser Unterschiede hatten wir allesamt eine richtig schöne und entspannte Woche!

Eine Woche mit viel Zeit und Spaß an den unterschiedlichsten Stränden...






Aber mitunter auch mit einem Abstecher in die Natur.

Unter anderem waren wir mal wieder an dem Krater des ehemaligen Vulkans, an dem sich die Atlas-Hörnchen so zahlreich tummeln...









... am Leuchtturm von El Cotillo um uns (in diesem Falle versuchten sich getrennt voneinander Basti und Amelie als Bauherren...) mit den unzähligen von anderen Menschen aufgestapelten Steinmännchen zu messen...




... zum Zeitpunkt eines wunderschönen Sonnenuntergangs in der Bucht von Ajuy mit ihrem schwarzen Sand, ihrer kräftigen Brandung und ihren beeindruckenden Felsen...














An diesem sehr klaren Abend konnte man am Horizont sogar beeindruckend deutlich das gut 120 km entfernte Gran Canaria sehen...



... und wir waren einmal mehr auf dem vielleicht schönsten Aussichtspunkt der Insel, auf dessen zentralem Platz zwei enorm große Statuen stehen, die die zwei Häuptlinge der Ur-Einwohner darstellen sollen, die vor der Eroberung durch die Europäer auf der Insel herrschten.
Zunächst lehnte Amelie entschieden ab als ich vorschlug sich für ein Foto zwischen die Statuen zu stellen... 
Erst sagte sie recht allgemein, dass die Statuen halt doof seien und sie sich deshalb nicht dort hinstellen wolle... 
Auf Nachfragen sagte sie dann jedoch klar und konkreter: 
"Hey, ich stelle mich doch nicht für ein Foto zwischen zwei Männer-Statuen, die nur einen Tanga an haben!"...
Na, am Ende hat sie es dann doch gemacht... - und zwar nicht zwischen die Figuren, sondern dann doch gleich zwischen die Beine einer der Figuren...



Nur der eigentlich schön angelegte Picknick-Platz am Rande des kleinen, einzigen Waldes auf Fuerteventura (siehe auch Blog-Eintrag vom 30.08.14) war ein Flop...
So entspannt voller Vorfreude wie auf diesem Bild waren wir binnen Minuten nicht mehr...



Kaum hatten wir begonnen das Essen für unser Picknick auszupacken, litten wir unter einer regelrecht Invasion aufdringlicher Fliegen... Picknick-Spaß mutierte da völlig zu Picknick-Stress und -frust...

Nun ja, die tolle Woche konnte das zum Glück nicht schmälern...



Tja, so ging es mehr oder weniger jedem bisherigen Besucher...
Fuerteventura ist eine Reise wert! 
Erst recht mit ortskundiger Begleitung wie z.B. uns, wodurch man eben auch richtig tolle Ecken jenseits der ausgetretenen Tourismus-Pfade zu sehen bekommt...


AM SCHEIDEWEG ODER GEDANKEN UND ANEKDOTEN AUS DEM ALLTAG

Die Urlaubsimpressionen hinterlassen doch wieder einmal einen sehr guten Eindruck, oder!?
Es ist auch tatsächlich so - alle bisherigen Besucher waren sehr angetan, teilweise sogar regelrecht positiv überrascht...
Vom Wetter haben wir selbst schon oft geschwärmt... - hier oder auch bei den zahlreichen Telefonaten mit euch...
Na, alles kein Wunder - wir leben gerade an einem Ort wo andere Menschen Urlaub machen...

Rein rechnerisch sind wir natürlich trotzdem in gewisser Weise am Scheideweg...Und trotzdem sind wir jetzt zur fast Halbzeit des Sabbatjahres ein Stück weit am Scheideweg...

Mit dem Erreichen der Halbzeit unseres Sabbatjahres in Kürze beginnt die Uhr langsam zu ticken - mit etwas Vorausschau wird es langsam Zeit sich mit dem gar nicht mehr so fernen Ende des Sabbatjahres und dem Danach zu befassen. 

Warum wir für dieses Haus keinen Anschlussmietvertrag wünschen...

Na, beginnt schon damit, dass unser Mietvertrag hier dann ja auch ausläuft und wir unseren Vermietern frühzeitig signalisieren müssen ob wir einen Anschluss-Mietvertrag wünschen oder ausziehen wollen...

Bezüglich dieses konkreten Punktes besteht sogar schon seit geraumer Zeit Klarheit - wir wollen den Mietvertrag auf keinen Fall verlängern!
Diese klare Entscheidung resultiert nicht aus Unzufriedenheit mit Haus oder Wohnanlage - da haben wir eigentlich wenig zu meckern.
Haus und Anlage sind für spanische Verhältnisse recht schön und von guter Qualität, die Nachbarschaft ist sehr angenehm und weitgehend ruhig, der wirklich große Pool in der Anlage und der Fitnessraum werden von uns viel genutzt und die vielen Außenflächen am Haus sind für uns ideal...

Die Entscheidung den Mietvertrag nicht zu verlängern hat zwei andere Gründe...

Erstens haben wir sehr schnell festgestellt, dass das Haus auf Dauer für unsere Freizeitaktivitäten schlecht liegt.
Na ja, wir haben viele Einkaufsmöglichkeiten in angenehmer Nähe, aber ansonsten halten wir uns in der Freizeit eigentlich nie in Caleta de Fuste auf.
Unsere Lieblingsstrände zum Baden, zum Schnorcheln, zum Bodyboarden und zum Surfen... - sie liegen ebenso allesamt im Norden wie unsere Lieblingslokale und Lieblingsorte (Corralejo, Lajares, El Cotillo).
Je nach ausgewähltem Tagesziel müssen wir daher Tag für Tag (Hin- und Rückfahrt zusammen gerechnet!) zwischen 60 und 120 Minuten Fahrtzeit einkalkulieren!
Das kostet eine Menge Zeit und eine Menge Geld fürs Tanken.
Daher war schnell klar, dass auf Dauer ein Haus im Norden der Insel strategisch besser liegen würde und eben eine Menge Zeit- und Geldersparnis mit sich bringen würde...

Zweitens gibt es vor allem für mich auch einen strategischen Grund.
Mitja ist dank seines exorbitant gut bezahlten Berufs gut versorgt und braucht eigentlich nicht unbedingt später mal ein Erbe und Stephie wäre für den Fall, dass mir etwas passiert dank Anspruch auf gut 60 % meiner Pension und hoher Risiko-Lebensversicherungen ebenfalls gut versorgt...
Hm, und trotzdem möchte ich an diesem Punkt in meinem/unserem Leben einen bleibenden Wert schaffen! 
Mit anderen Worten - das nächste Dach über unserem Kopf soll ein Haus sein, in dem wir aller Erwartung nach sehr lange verbleiben können und wollen und entsprechend möchte ich unser nächstes Dach über dem Kopf weit lieber kaufen als mieten!
Na ja, bietet sich angesichts der historisch niedrigen Bauzinsen ohnehin gerade nachhaltig an...

Klingt nach einem Plan... Ist aber nicht so ganz einfach...

Die alltäglichen Tücken des Hauskaufs in Spanien:

Die beiden eben genannten Gründe gegen einen Anschluss-Mietvertrag für uns jetziges Haus haben wir natürlich gleich in unsere Suche einfließen lassen und uns in den letzten gut drei Monaten hier auf der Insel nur Objekte zum Kaufen angeschaut.

Schon in den Blog-Einträgen vom Frühjahr hatten wir ausführlich von den sachlichen Tücken berichtet, die so ein Hauskauf in Spanien haben kann - ihr erinnert euch vielleicht an das damalige Problem, dass die wirklich günstigen Neubauten hier meist Bankenverwertungen sind und die verwertende spanische Bank strikt nur eine Frist von einem Monat bis zur Bezahlung gewährt, was mit einer finanzierenden deutschen Bank schlicht unmöglich ist, da die natürlich einen Gutachter beauftragt u.s.w...., was eben so seine Zeit braucht...
Natürlich ist der Hauskauf in Spanien auch steuerlich nicht eben frei von Hürden etc., aber darum soll es an dieser Stelle gar nicht gehen.
Es soll wie schon die Überschrift sagt eher um allgemeine, alltägliche Tücken des Hauskaufs in Spanien gehen...

Die Bausubstanz:

Nehmen wir als Basis mal unser jetziges Haus, unsere jetzige Wohnanlage (das passt einfach gut, da die meisten von euch schon Fotos davon gesehen haben und gar nicht mal wenige von euch inzwischen sogar persönlich hier vor Ort waren)...

Unsere jetzige Wohnanlage ist ganz gewiss von eher hochwertiger Bauqualität, die Anlage ist insgesamt sehr gepflegt und die Nachbarschaft in der Anlage alles in allem eher gut situiert und kultiviert.
Und doch lassen sich selbst in dieser gehobenen Wohnanlage im Alltag ganz schnell Qualitätsunterschiede zu Deutschland feststellen.
Mal ein paar Beispiele...:
Es handelt sich ja um eine recht neue Anlage und in unserem Haus sind wir sogar die allerersten Bewohner, aber kleinere Mängel tauchen schon jetzt überall auf - im oberen Bad z.B. lösen sich die Fugen zwischen den Bodenfliesen bereits nach und nach und mehr und mehr auf; das verlegte Laminat quietscht an immer mehr Stellen und an manchen wirklich massiv, um nicht zu sagen flächendeckend; die Außenjalousien verschwinden gerne mal komplett in den Kästen (einfach weil die dies verhindernden Stopper an den Jalousien zu 90 % fehlen), lassen sich an einem Fenster so oder so nie ganz hochziehen oder müssen am nächsten Fenster meist zunächst von außen per Hand einige Zentimeter bewegt werden bevor das Zugband wieder seine Funktion erfüllt.
Solche Beispiele finden sich viele und als es letztens mal wieder so ein kleines Problem gab, entfuhr es Stephie zu recht spontan:
"Man, so etwas passiert eben, wenn irgendwie alles nur halbfertig ist!"...

Was sich im Haus schnell bemerkbar macht, setzt sich trotz Anlage der gehobenen Art auch im Außenbereich fort.
Auch hier ein Beispiel: 
Im Fitness- und Wellness-Bereich funktionieren ein Großteil der Geräte und Annehmlichkeiten und wir nutzen das Ganze auch regelmäßig.
Der Whirlpool indes ist schon mindestens seit Juni unbenutzbar, weil kalt und das Laufband stand sogar schon bei unserer Besichtigung im Februar (!) defekt in der Ecke und da steht es jetzt noch...
Beides würden wir eigentlich ganz gerne nutzen, aber bisher haben wir nichts gesagt. Na ja, man will ja auch nicht gleich wieder das Klischee vom perfektionistischen, nörgelnden Deutschen bedienen...

Obwohl... 
Aber dazu erst später mehr...

Nun, ohnehin ist ein frisch eingezogenes älteres britisches Paar sozusagen in die Bresche gesprungen und hat uns gegenüber erwähnt, dass sie sich umgehend für eine Reparatur von Whirlpool und Laufband einsetzen wollen...
Na, mal sehen...


Was ich aber eigentlich mit der Nennung all dieser kleinen Fehler in unserer Anlage wollte, war sie als Hinleitung zu den Problemen beim Hauskauf in Spanien zu nutzen... - nach dem Motto: "Was mag einen bei einfacheren Anlagen / Häusern erwarten, wenn es schon in unserer gehobenen Neubau-Anlage so ist!?!?"...

Nach inzwischen reichlich Besichtigungen kann ich die Antwort gleich liefern:
Oft nichts Gutes!

Viele der derzeit günstig angebotenen Häuser sind unmittelbar vor der großen Wirtschaftskrise 2008/09 gebaut worden und standen seitdem leer. 
Nach und nach werden sie jetzt verkauft. 
Im Grunde genommen sind die Häuser neu, noch nie hat jemand darin gewohnt...
Aber wir haben nicht wenige solcher neuen Häuser gesehen und nach der Besichtigung überspitzt gesagt gedacht: "Ok, schade - das Haus braucht leider bereits eine Kernsanierung!"... - Feuchte Wände, draußen abgeplatzter, regelrecht abgebrochener Putz, Risse in den Wänden u.s.w....
Und da die Häuser aus Bankenverwertung stets zum Festpreis und "gekauft wie besehen" verkauft werden, ist das wirklich ein Problem... - es gibt keinerlei Nachbesserung, d.h. für die Beseitigung der Schäden ist man als Käufer verantwortlich und einen Preisnachlass gibt es auch nicht, ja, nicht einmal eine Endreinigung vor Übergabe erfolgt...

Dass das Ganze kein subjektiver Eindruck von uns ist, bestätigte uns kürzlich eine Maklerin.
Mit dieser Maklerin hatten wir uns an einem Tag gleich zwei Häuser angeschaut. Die Häuser lagen in unterschiedlichen Orten und sehr unterschiedlichen Anlagen, kosteten aber in etwa dasselbe. Als ich die Maklerin fragte für welches Objekt sie sich entscheiden würde, entschied sie sich spontan und klar für das zweite Objekt und nannte auch gleich die zwei Gründe gegen das erste Objekt.
Zu Grund zwei komme ich gleich an anderer Stelle...
Grund eins passt aber in diesem Kontext - sie erklärte uns, dass die Häuser in dieser Anlage extrem schnell hochgezogen wurden - ein ganzer Straßenzug in 3 Monaten - und darunter die Bausubstanz einfach zwangsläufig gelitten haben muss.
Tja, muss man auch erst einmal wissen...

Kurzum - beim Hauskauf in Spanien muss man extrem genau auf Mängel und Bauqualität schauen und solche Hintergrundinformationen wie im Beispiel eben von der Maklerin sind auch nicht verkehrt...
Verdammt diffizile Kiste das Ganze...

Das potenzielle Problem "Spanier als Nachbarn":

In vielerlei Hinsicht sind unsere Erfahrungen mit den Spaniern hier auf Fuerteventura positiv und angenehm.
Ich denke, dieser Eindruck ist auch immer wieder einmal in die Blog-Einträge der letzten Monate eingeflossen...
Die Menschen sind mehrheitlich offen, hilfsbereit, geduldig bemüht, wenn es mal mit der Verständigung hapert und generell, wie nicht anders zu erwarten, recht entspannt unterwegs.

Ich habe die spanische Mentalität ganz allgemein ganz gerne und wenn es gut läuft hilft sie auch mir mal etwas relaxter zu sein.

Halt! 
Stephie würde jetzt sofort den Kopf schütteln mit Blick auf mich!...
Ja ja, natürlich gibt es auch Situationen wo mich die spanische Mentalität im Alltag nicht relaxter macht, sondern im Gegenteil zum Vulkan werden lässt...
Aber dazu später noch mehr...

Aber zurück zum Hauskauf und zur spanischen Mentalität...

Ich formuliere das jetzt mal bewusst sehr ketzerisch:
"Ich mag die Spanier, aber bitte nicht als direkte Nachbarn!"...

Böse Worte, ich weiß... 
Deshalb habe ich ja auch vorgewarnt und sie als "ketzerisch" gegeißelt... 

Na, ich werde mal mit zwei Beispielen konkreter...

Spanier und die Nachtruhe:

Wie vorhin schon erwähnt wohnen in unserer Anlage eher gut situierte und kultivierte Menschen und dementsprechend ist es in der Anlage alles in allem auch sehr ruhig.

Allenfalls im Schnitt so einmal oder zweimal im Monat wird das Thema Nachtruhe ein Problem.
Leider sind in 90 % dieser Fälle unsere direkten Nachbarn das Problem...
Die Beiden sind im Alltag nett, aber sie laden halt auch mal gerne Gäste zu sich ein. 
Und wie das in Spanien dann halt so ist... - die Feier findet draußen statt, sie beginnt eher überhaupt erst um 22 Uhr und kann dann schon gerne mal bis tief in die Nacht gehen. 
Und zwar im schlechten Fall durchaus so laut, dass wir bei besserer Kenntnis der spanischen Sprache selbst bei geschlossenem Fenster unschwer der Konversation folgen könnten.
Ich zumindest gehe dann notgedrungen jedes Mal auch wirklich erst schlafen, wenn die letzten Gäste dann irgendwann in der Nacht gegangen sind...

In solchen Nächten versteht man dann, warum Spanien als das lauteste Land der Welt gilt...

Spanier und die Hundehaltung:

Spanier haben Hunde bis zum Abwinken...

Ich weiß, viele von euch sind auch Hundenarren und jubilieren jetzt, jedoch sind Stephie und ich nun einmal keine Hundefreunde und vor allem dürft ihr Hundehaltung in Deutschland nicht mit Hundehaltung in Spanien verwechseln!

Die Spanier haben zwar sehr viele Hunde, aber ausgesprochene Hunde-Liebhaber sind sie keineswegs. 
Gemessen am Umgang mit den Tieren z.B. in Deutschland, kann man schnell erkennen, dass die Tiere hier oft schlechter gehalten und sehr oft schlechter erzogen werden.

Auf größeren Grundstücken sieht man oft arme, angekettete Hunde und auch bei weit kleineren Häusern oder Wohnungen werden die Hunde gerne draußen auf Terrasse oder Balkon ausgesperrt.

Da die Hunde parallel auch nicht vernünftig erzogen wurden, ist das oft ein echtes Problem...

So kam es schon vor, dass wir uns in einer Reihenaus-Siedlung ein Haus anschauten und als wir den Garten betraten ging das permanente Gekläffe los - und zwar von links, von rechts und von vorne!
Schon nach wenigen Sekunden standen wir da im Garten und dachten: "Nein danke!"...

Noch schlimmer ist eine andere Erscheinung...
Vielleicht erinnert ihr euch an diese schönen roten Reihenhäuser, von denen wir im Frühjahr eines kaufen wollten... 
Neben der großen Terrasse vor dem Wohnzimmer, gibt es dort im Untergeschoss auch noch eine große, schön schattige Terrasse - eigentlich ein ideales Fleckchen zum Essen im Freien...
Wenn jedoch der direkte Nachbar eben diese Terrasse bei sich als Hundetoilette benutzt, dann wird diese schöne Fleckchen schlicht unbenutzbar.
Bei dem Haus, das wir gekauft hätten, war es leider so. Fast immer, wenn wir beim Haus waren, lagen auf der direkten Nachbarterrasse bis zu vier stinkende Haufen Hundescheiße! 
Wer bitte möchte direkt daneben frühstücken!?!?...

Das waren jetzt konkrete Beobachtungen und Erfahrungen von uns mit spanischen Nachbarn.
Inzwischen haben wir mehrfach bestätigt bekommen, dass das ein generelles Problem ist und man beim Hauskauf unbedingt auch ganz genau schauen muss wer da noch so wohnt.

Also... - Idioten gibt es überall und auch in Deutschland hatten wir schon reichlich unangenehme Nachbarn...
Aber die Gefahr ist hier tendenziell halt noch einmal deutlich höher...

Die eben schon in Sachen Bauqualität zitierte Maklerin nannte seinerzeit ja zwei Gründe, die gegen das erste Objekt sprachen...
Ihr zweites Argument lautete tatsächlich: 
"Oh, in Tamaragua ist das Kaufen billiger, daher wohnen da deutlich mehr Spanier und weil es gleichzeitig keine kleine Wohnanlage mit einem Zaun drum herum ist, müssen sie mittelfristig einfach damit rechnen, dass es mehr Probleme mit Nachbarn und verwahrlosten Grundstücken geben wird!"
Paff, so eine Aussage von einer Maklerin... - das sitzt...

Dazu passen dann auch die Worte unseres Surf-Lehrers, der übrigens in jenem Tamaragua zur Miete wohnt.
Als er uns sein Haus zeigte, gab er uns von sich aus (ohne Kenntnis unserer obigen Beispiele!) den guten Rat:
"Hey, es lebt sich hier schön, aber ich kann euch nur raten ganz genau zu schauen wer eure direkten Nachbarn sind! Ich hatte mit meinen schon gut Probleme wegen Lautstärke in der Nacht und Hundehaltung!"
Jetzt könnte jemand auf die Idee kommen und die Worte von Alex damit abtun, dass Alex ja nun auch Deutscher sei, aber glaubt mir - damit ist es nicht getan!
Alex ist nämlich a) selbst Hundebesitzer und b) ist er anders als ich durchaus selbst ein Party-Typ und garantiert entspannter unterwegs. 
In beiderlei Hinsicht dürfte er also deutlich toleranter sein als ich es bin!

Die geschilderten Worte von Bekannten und Maklern in Kombination mit den geschilderten eigenen Erfahrungen und Beobachtungen... - das hat uns schon ein gutes Stück weit verunsichert.
Nach wenigen Wochen mit Besichtigungen war uns klar, dass es sicher nicht unmöglich, aber doch verdammt schwierig wird ein erschwingliches Haus mit guter Bausubstanz und gutem nachbarlichen Umfeld zu finden...


Alltag im Paradies oder wenn die spanische Mentalität auch mal Belastungsprobe ist..:

In allen bisherigen Blog-Einträgen haben wir euch ausgiebig von den Vorzügen Fuerteventuras vorgeschwärmt und das ja auch wirklich mit Grund!

Jedoch finde es in diesem Blog auch ebenso wichtig auch mal offen und ehrlich von Schattenseiten zu berichten...
Das Ganze soll ja ein Stück weit auch eine Art Reise-Tagebuch sein und da gehören für mein Dafürhalten schöne und eben auch mal weniger schöne Aspekte rein...

Deshalb haben wir euch in den vergangenen Blog-Einträgen auch bereits immer wieder einmal offen und ehrlich von Problemen berichtet (ihr erinnert euch sicher an die Internet-Arie oder die Geschichte mit den Paketen...).


Und deshalb widme ich abschließend heute auch noch meinen mitunter auftretenden Problemen mit der spanischen Mentalität ein Kapitel...

Ich muss da ja mal einleitend zugeben, dass ich schon ein wenig baff bin manchmal...
Baff über mich selbst sozusagen...

Ich kenne ja wirklich niemanden, der so wenig mit seiner deutschen Herkunft anfangen kann wie ich; also niemanden dem es ferner liegen würde "stolz darauf zu sein Deutscher zu sein"...
Tja, und jetzt sind es hier doch ausgerechnet vermeintlich typisch deutsche Eigenarten, die mir hier im Alltag mitunter fehlen oder andersherum dem deutschen Wesen eher ferne, für Spanier aber vermeintlich typische Eigenarten, die mir im Alltag auch mal auf den Keks gehen!

Ach, ich nenne mal drei Beispiele mit steigender Nerv-Potenz...

Beispiel 1 - Leben ohne Briefkastenschlüssel:

Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass ich im Sommer kurz davon berichtete, dass wir keinen Schlüssel zu unserem Briefkasten haben und unser Vermieter darauf antwortete, dass das stimme, allen in der Anlage so gehe, das Ganze ja aber kein wirkliches Problem sei, da man ja auch ganz gut mit der Hand in den Schlitz komme...

Frisch angekommen in Urlaubsstimmung nimmt man das als witzige Anekdote über typische Unterschiede zwischen Deutschen und Spaniern wahr.
Später jedoch unter Alltagsbedingungen und spätestens wenn man mal gefühlt minutenlang im Schlitz des Briefkastens herum fummeln musste um einen Brief irgendwie doch heraus zu bekommen, wird das dann doch irgendwie nervig und man denkt wie unnötig dieser Krampf ist...

Beispiel 2 - Einbahnstraße!? - Wen interessiert das!?:

In unserer geschlossenen Wohnanlage fahren natürlich nur die Bewohner der Anlage. Viel Verkehr gibt es folglich nicht. Aber die Straßen in der Anlage sind sehr eng - wenn einem ein Auto entgegen kommt, gibt es keinerlei Chance aneinander vorbeizufahren.
Aus diesem Grunde gibt es klare Einbahnstraßen-Regeln, die mit entsprechenden Schildern gut kenntlich gemacht sind.
Tja, nur leider bin ich schlichtweg der Einzige, der die Einbahnstraßenregeln beachtet und umsetzt!
Einmal hätte unsere Nachbarin uns schon fast auf die Hörner genommen, als sie gegen die Einbahnstraße mit einigem Schwung um die Kurve geschossen kam.
Drei oder vier Tage lang hat sie sich daraufhin an die Einbahnstraßen-Regelung gehalten, inzwischen ignoriert sie sie aber wieder geflissentlich - wie alle Anderen auch...

Beispiel 3 - Wer einkaufen geht, braucht viel Zeit und Nerven:

In Deutschland war es schon seit ewigen Zeiten eine meiner Aufgaben im Haushalt den Einkauf zu erledigen.
Über die Jahre hinweg bin ich sozusagen per Erfahrung zwangsläufig zum Einkaufs-Profi geworden und meine nicht wegzudiskutierende Beamtenseele hat mich auch sehr an der Effektivität arbeiten lassen.

Obwohl als Pensionär mit nichts als Freizeit ausgestattet, sage ich ja gerne und oft ungeduldig und genervt: "Zeit ist Geld!"
Und Stephie fügt dann inzwischen gerne auch mal sarkastisch an: "Ja, genau - und Kais Zeit ist anscheinend besonders viel wert!"...
Ha, ha, ha...

Aber im Ernst - in Köln sind Nachbar und Best Buddy Kai und ich ab und an gemeinsam zu Real oder Kaufland zum Großeinkauf gefahren und sofort fanden er und ich einen weiteren Beleg dafür, warum wir so phantastisch miteinander klar kommen... - unabhängig voneinander legten wir unsere Waren geradezu penibel sortiert auf das Laufband - was zusammen gehört wird von uns auch konsequent zusammen aufs Band gelegt... Nun, um der Kassiererin die Arbeit zu erleichtern und um den gesamten Kassiervorgang auch für uns zu beschleunigen... Kurzum: zur Optimierung des Einkaufsvorgangs!
Was uns seinerzeit im Kaufland auch tatsächlich mal ein ausdrückliches Lob der Kassiererin einbrachte!

Abgeholt bei diesem präzisen Kaufverhalten, muss das Einkaufen in Spanien irgendwann zur schweren Last werden!...

Schuld sind die anderen Käufer und die Verkäuferinnen!

Meine werten Mit-Kunden zeigen sich erschreckend oft langsam und desorganisiert...
Schon im Ladenbereich heißt es mit schöner Regelmäßigkeit Slalom fahren, da die Einkaufswagen komplett achtlos mitten auf dem Markt und an den ohnehin schon engsten Stellen stehen gelassen werden.
Das zweite Erschrecken stellt sich dann regelmäßig an der Kasse ein, wenn man die sehr oft bis zur Oberkante gefüllten Einkaufswagen in der Schlange vor sich sieht (Spanier neigen anscheinend dazu selten, dann aber massiv einkaufen zu gehen...).
An der Kasse direkt dann folgt Schrecken Nummer Drei - überspitzt gesagt werden nach dem Scan-Vorgang die bereits verbuchten Einkäufe erst einmal gehortet, dann wird bezahlt (wobei das Geld natürlich erst rausgeholt wird, wenn der allerletzte Artikel gescannt wurde) und erst dann wird mit stoischer Gelassenheit der Einkauf in diverse Plastiktüten verteilt.
Tja, und so vergeht oft eine verdammte Weile bis der nächste Kunde an der Kasse abgefertigt werden kann...

Ja, und die Verkäuferinnen...
Auweia!
Wir gehen in vier verschiedene Supermärkte hier und nur in einem der vier Supermärkte habe ich eine einzige Verkäuferin entdecken dürfen, die ihren Job effektiv gestaltet!
Wenn ich diese Frau bei Lidl an der Kasse sehe, dann stelle ich mich inzwischen selbst dann an diese Kasse, wenn die Schlange dort länger als an den anderen ist!
Für alle anderen Verkäuferinnen sind Tempo und Effektivität ein Fremdwort!...

Mal ganz konkret...:
Der ohnehin schon äußerst gemächliche Scan-Vorgang verliert hier in Spanien gerne jegliches Tempo, wenn der Scan-Vorgang bei einem Artikel mal nicht klappt...
Gerade letzte Woche habe ich Malin am Telefon folgende Frage gestellt:
"Was würdest du als Kassiererin machen, wenn der Kunde zwei Packungen von der identischen Butter kauft und die zweite Butter vom Scanner nicht gelesen wird!??"
Malin antwortete wie aus der Pistole geschossen: "Einfach eine 2 eintippen oder die erste Butter noch einmal über den Scanner ziehen!"
Gratulation, Malin! - So richtig, so einfach...
Leider nicht für 99 von 100 spanischen Verkäuferinnen...
Die spanischen Verkäuferinnen tippen nämlich keine 2 ein und ziehen auch nicht einfach noch einmal die funktionierende erste Butter über den Scanner... 
Nein, die spanischen Verkäuferinnen versuchen gute zehnmal (!!!) die zweite Butter über den Scanner zu ziehen und wenn es selbst dann noch nicht klappt, dann lassen sie weitere Zeit unnötig ins Land ziehen, weil sie dann nämlich alternativ mühsam den elend langen Code unter dem Strichcode per Hand in die Kasse eingeben!!!
Ich könnte dann manchmal echt schreien...

Irgendwie hasse ich mich dann auch ein Stück weit dafür, aber in solchen Momenten denke ich immer wieder einmal:
"Hey, wenn ich das so sehe, wundert es mich auch nicht, dass Spanien neben Griechenland am härtesten in der Wirtschaftskrise abgeschmiert ist!"...


Jetzt denkt bitte nicht, dass ich hier inzwischen im Alltag vor die Hunde gehe!!!
Wie ich geschrieben habe - in so einem Reise-Tagebuch möchte ich euch auch mit den Schattenseiten vertraut machen und das dann natürlich möglichst anschaulich und pointiert...


So, und nach all der Schelte zum Abschluss noch einmal ein paar frische Impressionen von den schönen Seiten Fuerteventuras:











An dieser Stelle mit einem neuen Blog-Eintrag werden wir uns erst wieder Mitte Januar melden!!!

Ich bitte um Verständnis...

Zwischendurch geht es für uns ja für eine Kurzvisite nach Deutschland, dann kommt auch schon die stressige Vorweihnachtszeit (na ja, für uns hier wird sie kaum stressig werden, aber für euch daheim...), es folgen die besinnlichen Weihnachtstage (die hier für uns sicher recht komisch anmuten werden - ganz allein und bei 20 Grad) und unmittelbar nach Weihnachten kommen dann auch schon Kai und Malin und Anfang Januar gleich nach den Beiden Rainer und Ariane zu Besuch...  
Die Zeit wird also in den nächsten Wochen rasen und ich werde einfach kaum zum Schreiben kommen...

Mitte Januar gibt es hier dann aber wieder Neues zu lesen - mit Bildern und Berichten zu den besagten Besuchen von Kai und Malin und Rainer und Ariane, mit Eindrücken vom Weihnachtsfest in der spanischen Sonne, neuen Alltagsbeobachtungen und natürlich auch dem nächsten Schritt auf dem Scheideweg...

Nun, bis dahin bleiben ihr und wir halt wie immer via Facebook, E-Mails und Telefon in Kontakt!
Und einen kleinen Teil von euch treffen wir ja sogar bei unserer Deutschland-Kurzvisite Ende November / Anfang Dezember...

Bis bald
Kai & Stephie